Die Initialzündung elektronischer Musk ging von Düsseldorf aus. Wie genau und welche Rolle einzelne Protagonisten dabei trugen, zeigt der dreitägige Kongress vom 29. bis 31. Oktober in Düsseldorf.
So wie Memphis für den Rock ’n‘ Roll der Elvis Presley Ära gilt Düsseldorf als Mekka der elektronischen Musik und findet Nachhall bis in die aktuelle Popmusik. Diese steile These gilt bis heute. Tangerine Dream aus Berlin und Faust wollen wir mal außer Acht lassen.
Rüdiger Esch hat im letzten Jahr in seinem Buch „Electri_City“ in epischer Länge beschrieben, wie sich die elektronische Musik von Düsseldorfer Prägung bis nach England und später in die ganze Welt verbreitet hat.
Ich habe es auf jeden Fall genauso verschlungen wie Jahre davor „DJ Culture“ von Ulf Poschardt, „Ich war ein Roboter“ von Wolfgang Flür, „Rip It Up And Start Again“ von Simon Reynolds oder „Unknown Pleasures“ von Peter Hook.
Was erwartet uns nun in Electronic City Düsseldorf?
Kurzfassung:
Autobahn war die erste vollelektronische Kraftwerkplatte, obwohl die Kraftwerker bereits mit und ohne das heute letzte verbliebene Gründungsmitglied Ralf Hütter mit krautrocken Material diverse Platten und noch viel mehr Auftritte hinter sich gebracht hatten.
Einige der Protagonisten, die eine tragende Rolle in dem Buch haben, wie beispielsweise Michael Rother von Neu!, Gabi Delgado Lopez von DAF, sowie Bands wie La Düsseldorf und zuletzt auch Kraftwerk sind mit eigenen Slots oder gar persönlich (Stephen Mallinder von Cabaret Voltaire, Andrew McCluskey von OMD, Peter Hook, Joy Division & New Order) in der Konferenz dabei und erhalten Gelegenheit Teil ihrer eigenen Geschichtschreibung zu werden.
Konferenzprogramm Electri_city Tag 1 – Donnerstag 29.10.15
Kraftwerk sind ja seit einigen Jahren dabei, sich museal zu entindividualisieren. So wie sie es aktuell mit ihrer 3-D-Tournee (Im November dieses Jahres mit Konzerten in der Essener Lichtburg und dem Palladium in Köln) untermalen.
Sie stehen am ersten Tag im Fokus der Konferenz. Dort erhebt man sie zu den Gründervätern der „Industriellen Volksmusik“ in Düsseldorf und huldigt ihnen mit sieben akademischen Vorträgen. Bis dann am Nachmittag Peter Hook, der ehemalige Bassist von Joy Division und New Order im Gespräch mit Rob Keane die Einflüsse deutscher Musik in England diskutiert.
Zum Abschluss des ersten Tages führt dann Klaus Fiehe, der deutsche John Peel, durch eine popkulturelle Talkrunde mit Hans Nieswandt, Mark Reeder und Rüdiger Esch über den weltweiten Einfluss der Düsseldorfer Elektroniker auf die Musik der Vergangenheit und Jetztzeit.
Kongress im NRW-Forum Düsseldorf, Ehrenhof 2, 40479 Düsseldorf. Beginn 9 Uhr, Eintritt frei
Donnerstag Abend Heaven 17 im Zakk
Höhepunkt des Abends ist dann das Konzert von Heaven 17 im Zakk.
Für mich sind sie zusammen mit ihrer Vorgänger-Kombo The Human Leaque eine d e r Gründerväter elektronischer Musik in England. Sheffield als Düsseldorf von England? Denn auch Caberet Voltaire, deren Stephen Mallinder den Konferenz Reigen am Freitag Morgen eröffnet, stammen aus Sheffield. Oder doch Manchester…
Früher Auftritt von Human League in der legendären Sendung Bio´s Bahnhof von 1980
Heaven 17 selber treten als Band ja erst seit der 2. Hälfte der 90er Jahre auf. Klasse Gig aus dem Londoner Jazz Café von 2014, der einen guten Vorgeschmack darauf gibt, was uns am Donnerstag Abend ab 21 Uhr im Zakk erwartet.
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Konferenzprogramm Electri_city Tag 2 – Freitag 30.10.15
Der zweiten Tag dreht sich dann um die Band Neu! ebenso wie deren Nachfolgeprojekte Harmonia und La Düsseldorf. Im weitesten Sinne fiel diese Musik unter den Begriff Krautrock.
Sie war ein bewusster Gegenentwurf zur damals aktuellen Musik des anglo-amerikanischen Raums und stellte damit erstmals eine eigenständige deutsche Rockmusik dar. Ihre Lebendigkeit vermittelt der Auftritt von CAN aus dem Jahre 1970 in Soest. Sie stammen natürlich nicht aus Düsseldorf. Ihr Drummer Jaki Liebzeit war in seiner Spielweise Klaus Dinger nicht unähnlich.
Klaus Dinger, der bereits 2008 verstorbene Mastermind von Neu! und La Düsseldorf galt als Erfinder des Motorik-Beat. Auch er spielte wie Michael Rother bereits bei Kraftwerk. Nur waren sie im Gegensatz zu den Robotern aus den Kling-Klang-Studios immer „Individuellos“ was sich ja auch im Titel eines La Düsseldorf Albums niederschlägt.
Klaus Dingers Motorik-Beat prägt bereits 1970 den Sound von Kraftwerk
Den Motorik Beat hat er bereits 1970 bei Kraftwerk entwickelt. Ein eindrucksvolles Beispiel bildet das Video zum Krautrock-Track RuckZuck in dem Soester Konzert von 1970. Letztendlich nimmt er damit in gewisser Weise auch die hypnotisch repetitiven Beats des Trance im Techno vorweg. Deutschen Fernsehzuschauern ist das Stück als Titelmusik des reaktionären Politikmagazin „Kennzeichen D“ ein Begriff.
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Der Freitag Nachmittag
Am Nachmittag wechselt dann die Location zum CCD-Süd, dem Congress Center in der Messe auf der Stockumer Kirchstraße 51, 40474 Düsseldorf .
Ab 17 Uhr gibt es dann einen Talk zum Thema Krautrock, bevor Michael Rother (Neu! und Harmonia) gemeinsam mit Hans Lampe dem Drummer von La Düsseldorf und dem Gitarristen Franz Barmann vom Camera auf der Bühne steht.
Michael Rother mit Neuschnee 2015 live in Düsseldorf
Hier ein Ausschnitt aus dem Konzert in gleicher Besetzung vom 1. Februar 2015 im Zakk.
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Der Samstag
Alle weiteren Infos zum Kongress – vor allem zum Programm am Samstag 31.10.15 und den Konzerten, Aftershows findet ihr auf der Seite zur Electricity Konferenz.
Alle Vormittags-Veranstaltungen des Kongres sind kostenfrei zu besuchen.
Konzerte kosten extra.