In Düsseldorf gab es am 23. Januar ein ganz besonderes Treffen elektronischer Giganten: Joachim Roedelius mit Stefan Schneider und Gudrun Gut mit Hans-Joachim Irmler.
Ja, es gab elektronische Musik, bevor jeder zu Hause mit eigenem, primär softwarebasierten Equipment Dancemusik und Remixe herstellen konnte. Die Geschichte der elektronischen Musik reicht weit zurück und begann nicht erst mit dem Techno Hype in den 90er Jahren. So werden die Briten von Underworld als Heroen der elektronischen Musik gefeiert und gehen im März zum 20jährigen Jubiläum ihres Debutalbums „Dubbasswithmyheadman“ auf eine größtenteils ausverkaufte Tour. Bereits in den 70ern gab es eine Generation von elektronischen Musikern aus Deutschland, die die Rezeption deutscher Musik im Ausland entscheidend prägten.
Einige dieser Musiker waren gestern beim Konzert in Düsseldorf auf der Bühne aktiv. Allen voran der mittlerweile 80jährige Joachim Roedelius.
Mit seinen beiden Mitstreitern Dieter Moebius und Conrad Schnitzer begründete er 1968 die wohl erste rein elektrische Formation in Deutschland. Als Kluster bzw. später Cluster nahmen sie damals Ambient bereits vorweg.
Mitte der 70er waren sie mit Michael Rother bei Harmonia aktiv und lockten einen unbedarften und nach musikalischer Orientierung strebenden Brian Eno in ihr Studio nach Forst. Michael Rother wird übrigens am 31.1. im Düsseldorfer Zakk mit Hans Lampe von La Düsseldorf Songs von Neu! und Harmonia spielen.
Stefan Schneider, Roedelius´ dynamischer Konterpart auf der Bühne, war seit den 1990er Jahren festes Bandmitglied bei Kreidler und bei den sich letztlich aufgelösten To Rococo Rot. Seit einigen Jahren veröffentlichen die beiden gemeinsame Alben, wie zuletzt 2013 „Tiden“. In Düsseldorf saß Roedelius größtenteils am Piano und man konnte schön erleben, wie er seine Leidenschaft für weite Flächen frönt, die Stefan Schneider gekonnt mit seinem dynamischeren Klängen aufbricht.
Joachim Roedelius und Stefan Schneider live Soundpics vom 23.1.15 im FTT Düsseldorf
Das unterhaltsames Treffen der Gründergeneration elektronischer Musik in Düsseldorf ging nach dem ersten Teil, der sich mit dem Motto „Cluster / Harmonia trifft auf Kreidler / To Rococo Rot“ stempeln lässt, nach kleiner Umbaupause in die nächste Runde mit Gudrun Gut und Hans-Joachim Irmler.
Club trifft Krautrock
Im zweiten Set des Abends traten die ruhigen Klänge in den Hintergrund, als Hans-Joachim Irmler von Faust begann, seine spezielle Orgel zu bearbeiten. Sein Eingangssolo war Krautrock pur. Mit Faust war Irmler in einer der ersten Bands, die bereits Anfang der 70er Jahre in England produzierten. Lange untergetaucht sind sie seit den späten 90ern wieder gemeinsam aktiv.
Gudrun Gut, die gut 5 Minuten später die Bühne betrat, war neben Blixa Bargeld und Andrew Chudy mit Beate Bartel (später Liasions Dangereuse) Mitbegründerin der Einstürzenden Neubauten. Danach bei ManiaD, es folgten bahnbrechende Hits mit Malaria, und lange aktiv beim Ocean Club.
Sie durchbrach die knarzigen, teilweise atonalen Anklänge Irmlers mit tanzbarer Rhythmik. Dies belegt das Stück „Chlor“ vom aktuellen Album der beiden sehr schön. Techno kills Krautrock. Eine sehr gelungene Kombination, vor allem da sie mit Gesang zu zwei Stücken dem Abend ein wenig Seele einhauchte. Hört mal rein in 500 Meter.