Massive Attack V Adam Curtis bei der Ruhrtriennale. Das erste von vier Konzerten hat gestern Abend in Duisburg stattgefunden.
Eine surrealistische Attacke auf die Sinne. Musik- und Bilderwelten stürzen auf den Besucher ein.
Es ist heiß und laut. Verdammt laut. Bei 100 Dezibel in der Spitze helfen auch keine Ohrenstöpsel mehr. Meine Hosenbeine flattern zeitweilig von den subsonischen Bässen des Sounds. Wo soll ich hinschauen?
Leinwände links und rechts in der riesigen Halle. Jeweils vier Projektionsflächen und vor Kopf drei weitere, hinter denen die Musiker von Massive Attack performen. Das verwirrende ist, dass auf elf Leinwänden synchron die gleichen Filmsequenzen laufen. Manchmal verschiebt sich zudem das Bild und der Eindruck einer über die Leinwände hinüberquellenden Geschichte entsteht in der eigenen Wahrnehmung.
Die Zuschauer blicken daher in alle drei Richtungen und sind nicht wie sonst bei Konzerten üblich auf das Geschehen auf der Bühne fixiert. Denn die Bühne wird nur zeitweilig sichtbar und das Geschehen auf Teile der Leinwände projeziert.
Massive Attack performen Coverversionen oder besser gesagt Dubs u. a. von Dusty Springfield´s „Look of Love „- wo die fanstastische Elizabeth Frazer (Cocteau Twins) singt, „Bela Lugosi´s Dead“ von Bauhaus, Burial, „Sugar, Sugar“ von den Archies mit Horace Andy. Oft nur wenige Minuten kurz. Songs nur angerissen. Manche schrill. Oder mittendrin unterbrochen von den Sounds der Videos.
Massive Attack Horace Andy Sugar, Sugar 29.8.13 Duisburg Kraftzentrale Ruhrtriennale
Massive Attack agieren als e i n mächtigs Soundsystem. Und doch spielt die Musik von der Bühne nur eine Nebenrolle. Sie ordnet sich den gewaltigen Bilderwelten von Adam Curtis unter. Wird mit eingesogen in den surrealen Stream-Of-Consiousness, dem sich die Zuschauer nicht entziehen können.
Tanzen? Die Musik animiert ab und an dazu. Doch die verstörenden Bilder frieren jede Bewegung direkt ein. Adam Curtis Bildmontage hat als roter Faden verschiedene Biografien. Diese sind eingefasst in den jeweiligen historischen Kontext. Neutronenbombe, Entwicklung von Algorithmen, CNN, Donold Duck, Donald Trump, Jane Fonda, Ted Turner, Las Vegas, Tschernobyl, Finanzkrise. Das große Programm halt. Mit viel Data!
Mir ein wenig zu sehr mit dem erhobenen pädagogischen Zeigefinger präsentiert. Doch viele Bildsequenzen sind extrem erschreckend und drastisch.
Grant Marshall Massive Attack Karmacoma 29.8.13 Duisburg Kraftzentrale im Rahmen der Ruhrtriennale
Wobei Bilder und Musik selten oder fast nie eine erzählerische Einheit bilden. Entziehen kann man sich diesen Bildwelten zu keinem Moment. Die TAZ weiß mehr zu berichten von Adam Curtis, den sie als „Genealogisten unserer Gegenwart“ bezeichnet.
„Power belongs to those who control the Data“
Weiter Vorstellungen finden noch statt am 30., 31. August und am 1. September.
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