Ratinger Hof 1978-84: Installationen mit vielen Originalteilen,
Fotos und Replikas. Musik von Male sowie den auf ein kompaktes Trio reduzierten Fehlfarben. Als „Janie J Jones Trio“ spielten sie am 3.10.2021 in der PopUp-Galerie im Rahmen der Finissage der Ausstellung von Jäki Eldorado „Wir brauchen keinen Anlass mehr“ ein elektronisches Kurz-Set.
Der offiziell als „erste Punk“ Deutschlands geführte Jäki „Eldorado“ Hildisch präsentierte am frühen Nachmittag die Exponate, der von ihm kuratierten Ausstellung über die legendäre Düsseldorfer Punkkneipe Ratinger Hof. Ausgangspunkt so illustrer Bands wie ZK – weiland bekannter unter dem Namen Tote Hosen. Male, die in ihrer Reinkanration als Krupps wiederum einen größeren Bekanntheitsgrad erreichten. Nicht zu vergessen die Fehlfarben und DAF. Auch hier will ich nicht unterschlagen, dass es mit Mittagspause ebenfalls einen gemeinsamen Vorläufer gab. Allen Bands gemein ist ihre untrennbare Verbindung mit dem Ratinger Hof als „Wohnzimmer“ mit den prominenten Künstlern der Düsseldorfer Akademie vor der Türe.
Diese Mindmap aus der Ausstellung zeichnet die Einflüsse liebevoll nach. Die ganz im DIY-Habitus der frühen Punkbewegung kurartierte Ausstellung war das öffentliche Gesicht der 7. Auflage der Electrici_City Conference in der letzten Woche.
In der PopUp-Galerie auf der Heinrich Heine Allee lies sich das Urgefühl der Mitte der 80er Jahre geschlossenen Kneipe mit wunderbar zusammengesuchten Fotos und nachgebauten Exponaten wiederfinden.
Zum einen wurde erfolgreich mit der Provokation gespielt, wie das Titel-Zitat eines frühen DAF-Songs zeigte. Nein, es war nicht der Mussolini. Auf der anderen Seite ging es um den Stil und die gelebte Egozentrik der frühen Punkbewegugen. Beispielsweise auf Bildern, die Gabi Delgado Lopez oder Robert Görl beim Frisörbesuch ablichteten. Im Rahmen der Konferenz wurde zudem die autorisierte Bandbiografie ‚DAS IST DAF‘ in Düsseldorf vorgestellt.
Schön waren die aus Folie nachgebauten Spiegel. Wie im ursprünglichen Hof befanden sie sich an der rechten Wand. Laut Jäki Eldorado waren sie, bevor sie angekippt wurden gerade an der Wand befestigt. Sie waren Grund dafür, dass die Punks ihren typischen Tanz Pogo erfanden. Sie mussten halt während der Konzerte hochspringen, damit sie sich spiegeln konnten. Diese mag nur ein Beispiel für die unzähligen ironisch überspitzten Anekdoten während der Ausstellungsbesichtigung sein. Sie lassen sich unmöglich hier alle wiedergeben.
Mir gefiel das Replika eines Graffitos mit Original nachgebautem Zigaretten-Automat am besten. Man beachte die längst vom Markt verschwundenen Sorten, die Erinnerungen an die eigene Kindheit wecken, ohne dafür zu der Zeit auch im Hof gewesen zu müssen.
Zeitgeschichte sichtbar machen. Dies lag der Auswahl der Fotos und Installationen zu Grunde. Bemerkenswert die Fotos von der noch älterne Geschichte des Ratinger Hofs. Im Eingangsbereich der Galerie hingen Fotos des Kneipenlebens womöglich aus den 50er Jahren.
Weiter im Programm des Nachmittags ging es mit Stefan Schwaab, der ein akustisches Set mit Songs seiner Band Male spielte. Male waren seinerzeot die erste Punkband Deutschlands. Ein Vorgeschmack auf die komplette Tour von Male, die wohl endlich im Mai 2022 ihren Weg nach Düsseldorf finden werden.
Peter „Janie J. Jones“ Hein, Kurt „Pyrolator“ Dahlke und Michael Kemner legten dann auf der liebevoll ganz im Stil des Original-Hofes restaurierten Bühne nebst grellen Neonröhren dann mit ihrem Kurzset los.
In Höchstform waren sie mit der Elektroversion ihres größten Song Paul ist tot vom ersten Album Monarchie und Alltag. Inspiriert von eben jelchem Flipper. Zumindest ein ähnlicher stand übrigens ganz wie im echten Hof in der Ausstellung. Doch leider hatte niemand Mark-Stücke zur Hand, mit denen sich das Teil auch spielen lies. Egal. Es war ein Rolling Stones Flipper und die wurden von der Punkbewegung ja sowieso verachtet.
Doch mit The KKK took my Baby Away von den Ramones als Schlusspunkt zeigte sich die ganze Kongenialität und DIY-Attitüde auf der Bühne: Im zweiten Anlauf dann ein fast gelungener Abschluss des Kurzsets.